Markus Maier
Markus Maier
07. November 2022
Großformate – wenn dann richtig – Teil 1

Eine stetige Weiterentwicklung der Herstellungsprozesse von Fliesen macht es möglich, dass die Formate nahezu extreme Ausmaße annehmen. So sind Plattenformate deren Kantenlänge 300 cm beträgt, bei weitem keine Seltenheit mehr. Hier lassen sich elegante Designs verwirklichen. Bei einem daraus resultierenden geringen Fugenanteil spielen neben gestalterischen Aspekten auch die Reinigbarkeit und hygienische Aspekte eine Rolle. Jedoch stellen die immer größer werdenden Formate die Verarbeiter auch immer größere Anforderungen an die vorbereitenden Arbeiten und das Wissen und Können des Verarbeiters.

Ab wann ist groß ein Großformat

Ab wann ist groß ein Großformat

Tatsache ist: Eine normative Festlegung gibt es dafür nicht. Auch die Fachverbände europäischer Länder geben keine einheitliche Definition vor. In der Fachinformation „Großformate“ des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB) werden Fliesen und Platten ab einer Kantenlänge von 60 cm als Großformate bezeichnet. Bis etwa zur Jahrtausendwende galten noch Fliesen und Platten größer 0,1 m² (33 x 33 cm) als Großformate. Wir dürfen also gespannt sein wo die Entwicklung hingeht.

Die Frage des Untergrundes

Zunehmend geringer werdende Fugenbreiten bedingen, dass eventuell vorhandenes Restwasser, z.B. aus Betonkörpern, Estrichen und Verlegemörteln, nur sehr langsam durch die Fugen austrocknen kann. Gerade bei feuchtigkeitsempfindlichen Untergründen kann das zu Schäden führen. Auch können schmale Fugen auftretende Spannungen kaum noch kompensieren.

Neben den besonderen Bedingungen bezüglich Transportes und Bearbeitung von Großformaten sind bereits vor der Verlegung erhöhte Ansprüche in der Vorgehensweise zu berücksichtigen. Grundsätzlich ist sowohl der Untergrundprüfung als auch der Untergrundvorbereitung besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Nur bei Beachtung aller Umstände kann ein einwandfreies Verlegeergebnis erzielt werden.

Selbstverständlich ist die Verlegung von großformatigen Fliesen auf schwierigen Untergründen, wie beispielsweise alten Belägen oder auch Holzuntergründen, möglich. Hier bedarf es jedoch weiterer Maßnahmen zur Untergrundvorbehandlung bzw. zur Untergrundentkoppelung und -verstärkung. Diesem Thema haben wir einen eigenen Blog-Eintrag mit allen Detail gewidmet.

Die Frage des Untergrundes
Die Art des Verlegeuntergrundes

Die Art des Verlegeuntergrundes

Bei zementgebundenen Untergründen ist die Verlegung von großformatigen Fliesen und Platten mit konventionellen Verlegesystemen in der Regel unproblematisch.

Dagegen ist bei der Verlegung auf calciumsulfatgebundenen Untergründen etwas mehr zu beachten. Wie bereits beschrieben, kommt es aufgrund des geringen Fugenanteils bei großformatigem Belagsmaterial zu einer deutlich langsameren Austrocknung. Bei ungeeigneter oder unzureichender Grundierung gipshaltiger Untergründe kann das zu Schäden in der Grenzschicht und damit eine Ablösung des Belages eintreten.

In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, die Untergrundprüfung und -vorbehandlung äußerst sorgfältig durchzuführen. Dazu gehört aus zwingend das Anschleifen der Estrichoberfläche bzw. das Abschleifen eventuell vorhandener Sinterschichten. Denn neben der Verbesserung der Oberflächengüte bewirkt der Schleifprozess auch eine Beschleunigung des Austrocknungsverhaltens. Auch die Restfeuchtemessung mittels CM-Gerät direkt vor der Verlegung ist unverzichtbar. Dabei sind selbstverständlich die Anforderungen bezüglich des Restfeuchtegehaltes (max. 0,5 CM- %) einzuhalten.

Die Frage der Grundierung

Der Klassiker unter den DispersionsgrundierungPCI Gisogrund – ist hervorragend geeignet. Es sind jedoch zwingend die vorgegebenen Verbrauchsmengen und Wartezeiten bis zur Verfilmung einzuhalten. Dann wird eine ausreichend feuchtigkeitssperrende Wirkung erzielt.

Wenn es um einen besonders schnellen Baufortschritt geht, ist der Einsatz der Blitzgrundierung PCI Gisogrund Rapid, die bereits nach etwa zehn Minuten verfilmt und deshalb ein rasches Verlegen des Belages ermöglicht, besonders vorteilhaft.

Die technisch unstrittige, aber zeit- und kostenintensivere Methode ist die Verwendung einer Epoxidharzgrundierung (z. B. PCI Epoxigrund 390 bzw. PCI Epoxigrund Rapid). Damit kann eine absolute Feuchtigkeitssperre zum Schutz des calciumsulfatgebundenen Untergrundes gewährleistet werden. Die Reaktionsharzgrundierung ist im frischen Zustand mit feuergetrocknetem Quarzsand der Körnung 0,3 bis 0,8 mm (z. B. mit PCI Quarzsand 0,3-0,8) abzustreuen, um eine einwandfreie Verbundhaftung des zementären Verlegemörtels zu ermöglichen. Diese Vorgehensweise bietet die größtmögliche Sicherheit.

Werden auf calciumsulfatgebundenen Estrichen Dispersionsgrundierungen verwendet, empfiehlt es sich großformatige Beläge PCI Flexmörtel® S1 Flott zu verlegen. Die schnellerhärtenen Eingschaften ermöglichen es, die Einwirkdauer des Anmachwassers möglichst kurzzuhalten.

Die Frage der Grundierung
Grundierung-frisch-cropped
Im frischen Zustand sind bei der Dispersions- grundierung die feinen Kunststoffpartikel noch im Wasser verteilt.
Grundierung-2-cropped
Die Lösung zieht in die Kapillaren und Poren des Untergrunds ein, die Kunststoffpartikel sind aber immer noch gelöst.
Grundierung-3-cropped
Das Wasser wird der Grundierung durch Verdunstung und Einziehen in den Untergrund entzogen, die Kunststoffpartikel beginnen zu verfilmen.
Grundierung-4-cropped
Die Grundierung ist vollständig durchgetrocknet und bildet einen geschlossenen Film.
 Die Frage der Vorbereitung

Die Frage der Vorbereitung

Durch die großen Kantenlängen und – gerade bei rektifiziertem Material – relative „scharfen“ Kanten kommt es ohne eine Feinnivellierung des Untergrundes zu Überzähnen. Selbst die in der gültigen Norm DIN 18202 genannten Ebenheitstoleranzen mit erhöhten Anforderungen von 3 mm beim einem Stichmaß von 1 m sind hier zu hoch. Für ein zufriedenstellendes Erscheinungsbild des fertigen Belages muss die Ebenflächigkeit des Untergrundes genauestens geprüft werden. In den meisten Fällen ist ein Ausgleich durch eine geeignete Ausgleichsmaße notwendig.

Generell gilt:

Je mehr Sorgfalt für die Ausgleichsarbeiten aufgewendet wird, desto einfacher ist die Verlegung des Belages. Die Folge: das bestmögliche Ergebnis!

Den richtigen Untergrundausgleich sowie das Verlegen und Verfugen beschreiben wir im kommendem Blog-Beitrag zum Thema „Großformate – Wenn dann richtig“ – Teil 2 Untergrundausgleich und das Verlegen und Verfugen

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