Markus Maier
Markus Maier
22. Juni 2023
Die Wahl der passenden Abdichtung bei erdberührten Bauwerken

Im Juli 2017 erschienen die DIN 18533 „Abdichtung erdberührter Bauteile“. Seither hat das Angebot an Abdichtungsstoffen zugenommen, was die Verantwortung des Verarbeiters zur Wahl der passenden Abdichtung vergrößert. Der Informationsbedarf ist seit der Einführung der DIN 18533 ungebrochen und Verarbeiter fragen in jüngster Zeit vermehrt nach Detaillösungen. Der vorliegende Blogbeitrag gibt eine Übersicht zu den wichtigsten Aspekten.

Grundlegendes

Es gibt insgesamt fünf Abdichtungsnormen in der Bautechnik, je nach Lage des jeweiligen Bauteils. Für die Abdichtung erdberührter Bauteile ist die in drei Teile gegliederte DIN 18533 maßgeblich.

Teil 1 befasst sich mit den grundsätzlichen Planungs- und Ausführungsgrundsätzen und enthält auch die notwendige Beschreibung der erforderlichen Kenndaten, die zum richtigen Abdichtungssystem führen. Diese Bauweisen werden dann in den Teilen 2 und 3 in der Ausführung beschrieben. Die Gliederung der Teile berücksichtigt die stoffgruppenübergreifenden Gemeinsamkeiten: In Teil 2 werden alle bahnenförmig zu verarbeiteten Stoffgruppen zusammengefasst und in Teil 3 die flüssig zu verarbeitenden. So ist dann in der Ausführung nur der jeweilige Teil zu berücksichtigen. Für die richtige Wahl der erdberührten Abdichtung muss der Verarbeiter zuerst die Kenndaten ermitteln, die in den folgenden Absätzen beschrieben werden.

Grundlegendes
Wassereinwirkungsklassen

Wassereinwirkungsklassen

Die Wassereinwirkung ist die wichtigste Kenngröße und wird in der Norm detailliert dargestellt. So wird der Bereich Bodenfeuchte noch einmal unterteilt in stark wasserdurchlässigen (W1.1-E) und in wenig durchlässigen Boden. Hier ist der Einbau einer Dränung nach DIN 4095 erforderlich, diese Wassereinwirkung wird mit W1.2-E bezeichnet.

Bei drückendem Wasser W2-E wird es noch detaillierter. Zunächst erfolgt eine Einstufung in der möglichen Anstauhöhe mit einer definierten Grenze von 3 m. Bei einer Wasserhöhe von bis zu 3 m ist nach W2.1-E zu verfahren, bei mehr als 3 m gilt die Klasse W2.2-E. Abdichtungen mit flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen, wie z.B. Bitumendickbeschichtungen, können nur bei der Wassereinwirkungsklasse W2.1-E eingesetzt werden. Dabei ist es unerheblich, ob das Wasser zeitweise aufstaut, Grundwasser vorliegt oder ein Fluss über die Ufer getreten ist. Die verschiedenen Situationen werden in der Norm genau beschrieben.

Rissklassen

Die Rissanfälligkeit eines Untergrundes ist abhängig vom Untergrund selbst und der Einbausituation. Die Vorgaben der Norm sind in der Tabelle 2 der DIN 18533-1  dargestellt. Dies führt zwangsläufig zur Einteilung der einzusetzenden Abdichtungsstoffe in Rissüberbrückungsklassen. Dabei muss die Rissüberbrückungsklasse der gewünschten Abdichtung mindestens die Rissklasse, in die der jeweils abzudichtende Untergrund eingeteilt wird, erreichen. Zusätzlich gilt, dass nach Norm Stoffe mit der Rissüberbrückungsklasse RÜ1-E nur bei W1-E und W4 -E eingesetzt werden dürfen. Bei den Wassereinwirkungsklassen W2.1-E und W3-E müssen die Stoffe mindestens der Rissüberbrückungsklasse RÜ3-E entsprechen.

Rissklassen
Raumnutzungsklassen

Raumnutzungsklassen

Zuverlässigkeitserwägungen der einzusetzenden Abdichtungsbauarten bei erdberührten Bauwerken führten auch zur Einführung von Raumnutzungsklassen. Generell sind zwar alle in der Norm erwähnten Bauarten ausreichend zuverlässig, dennoch werden bei sehr hoher Anforderung an die Zuverlässigkeit bestimmte Abdichtungsbauweisen nicht beschrieben.

Während Kaltselbstklebebahnen (KSK) oder Bitumen-Dickbeschichtungen (PMBC) bei allen Raumnutzungsklassen eingesetzt werden können, ist bei der Anwendung von Mineralischen Dichtschlämmen (MDS) der Einsatz bis zur Raumnutzungsklasse RN2-E freigegeben. Allerdings gibt es in der Praxis kaum Rückfragen zu dieser Kenngröße.

In der Untergrundvorbereitung sind bei Anwendung von Bitumen-Dickbeschichtungen (PMBC) die folgenden Punkte zu beachten.

Zur Vermeidung von kapillarem Wassertransport von der Bodenplatte in die aufgehende Wand muss der Verarbeiter, unabhängig von der Wahl der Querschnittsabdichtung (zurückgeschnittene bahnenförmige Abdichtung oder rissüberbrückender MDS), die Hohlkehle aus einem nicht kapillar saugenden Mörtel erstellen.

Am vorteilhaftesten ist es, die Querschnittsabdichtung aus rissüberbrückender MDS (Mineralische Dichtungsschlämme) zu erstellen. Da diese direkt auf der Bodenplatte ausgeführt wird, kann der Verarbeiter anschließend eine Überlappung mit der Vertikalabdichtung (z.B. aus PMBC) vornehmen.

Weitere Details

Neben der wannenförmigen Abdichtung bei der Wassereinwirkung aus mäßig drückendem Wasser (W2.1-E) ist der Anschluss an eine WU-Betonbodenplattenkonstruktion erlaubt. Allerdings ist ein Nachweis – das sogenannte Bauartprüfzeugnis – für diese Bauart erforderlich und der Verarbeiter muss die Arbeiten entsprechend den dortigen Angaben ausführen. Dazu gehört auch, dass der Untergrund abtragend vorbereitet und die vertikale Abdichtung 15 cm auf die Stirnseite der Bodenplatte geführt wird.

Die mit der Norm ebenfalls neu eingeführte Wasserbeanspruchungsklasse W3-E ist in der Praxis kaum anzutreffen und wird daher nicht näher beschrieben.

In den Fokus gerückt ist die Wassereinwirkungsklasse W4-E, die Sockel- und die Querschnittsabdichtung. Gerade die Anschlussdetails werden heiß diskutiert. Einige Abdichtungsstoffe sind nicht UV-beständig und müssen daher überarbeitet oder ausgetauscht werden. Die „erdberührte“ Abdichtung darf 5 bis 20 cm unter GOK enden und der Verarbeiter kann die „sichtbare“ Abdichtung beispielsweise mit einer rissüberbrückenden UV-beständigen Mineralischen Dichtungsschlämme ausführen. Das Material muss überputzbar sein und eignet sich z.B. bei Zuhilfenahme von Dichtbändern auch für den Anschluss an bodentiefe Fensterelemente.

Weitere Details

Fazit

Die DIN 18533 bringt für die Abdichtung erdberührter Bauweisen einiges mit sich. Um die zulässigen Varianten zu erkennen und sichere Bauwerksabdichtungen vorzunehmen, muss sich der Verarbeiter mit der Normung beschäftigen. Durch das Bestimmen mehrerer Kenndaten kann er die Abdichtungsbauweise schärfer abgrenzen und den passenden Abdichtungsstoff aus dem breiten Angebot wählen. So lassen sich der Einsatz von Mineralischen Dichtungsschlämmen oder von Bitumen-Dickbeschichtungen und Kaltselbstklebebahnen gezielt planen und die jeweiligen Vorteile der Abdichtungsstoffe nutzen.

 

 

Mehr Sicherheit dank geprüfter Kombinationen

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Als Sockelabdichtung und Spritzwasserschutz ist PCI Barraseal Turbo immer eine gute und sichere Wahl. Und dank ihrer außerordentlich guten Haftfähigkeit und Rissüberbrückung kann unsere flexible Reaktionsabdichtung auf den unterschiedlichsten Untergründen eingesetzt werden.

Damit Sie bei Ihren Projekten noch sicherer und beruhigter arbeiten können, lassen wir den Einsatz von unseren Produkten auch immer wieder von externen und unabhängigen Stellen prüfen.

Wir freuen uns sehr, dass unsere Bauwerksabdichtung PCI Barraseal Turbo und das Wolf thepro DDS System eine solche externe Prüfung erfolgreich bestanden haben. Somit konnte in Kooperation mit der Fa. Wolf GmbH eine funktionelle und sichere Lösung für das abdichten, dämmen und einschalen erarbeitet werden.

Interessante Details, sowie die zugehörige Verarbeitungsbroschüre ist unter folgendem Link zu finden:

Weitere Informationen - Richtlinien

Die Deutsche Bauchemie, Interessenvertretung der bauchemischen Industrie, hat zur Bauwerksabdichtung Richtlinien herausgegeben. Diese sind sehr anwenderbezogen, dienen aber auch dem Planer zur fachgerechten Planung von Bauwerksabdichtungen. Sie betreffen ausschließlich die flüssig aufzubringenden Materialien und beschreiben die Ausführungen von Abdichtungen nicht nur im Sinne der Norm, sondern auch die bauaufsichtlich geregelten Abdichtungen. Derzeit gibt es drei Richtlinien, die auf den Seiten der Deutschen Bauchemie kostenfrei heruntergeladen werden können.

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