Markus Maier
Markus Maier
13. Oktober 2025
Schimmelbildung auf elastischen Dichtstoffen: Ursachen und Missverständnisse

Die Problematik der Schimmelpilzbildung auf Fugenabdichtungen mit elastischen Dichtstoffen ist häufig in Räumen mit unzureichendem Heizen und Lüften, insbesondere in Badezimmern und Schlafzimmern, zu beobachten. Kältebrücken an Außenwänden und in Ecken begünstigen diese Erscheinung. Dieser Beitrag erläutert die Hintergründe und zeigt, wie Schimmelpilzbildung effektiv verhindert werden kann.

Die Entstehung von Schimmelpilzen

Schimmelpilzsporen sind ubiquitär in der Luft vorhanden und setzen sich wie Staubpartikel an verschiedenen Oberflächen ab. Erst durch ein ausreichendes Feuchtigkeitsangebot wird der Lebenszyklus dieser Sporen aktiviert. Nach der Wasseraufnahme quellen die Sporen und vergrößern ihr Volumen. An einer bestimmten Stelle reißt die Keimhaut auf, und ein Keimfaden beginnt zu wachsen.

Durch seitliche Ausstülpungen verzweigt sich dieser Faden, wodurch ein strahliges Myzelium (Pilzgeflecht) entsteht, das von der ursprünglichen Spore ausgeht.

Von dieser „Infektionsstelle“ breitet sich das Myzelium kreisförmig aus. Diese Erscheinung wird häufig fälschlicherweise der elastischen Dichtmasse angelastet. Es wird oft behauptet, der Schimmel wachse aufgrund mangelhafter Materialqualität aus der Dichtmasse heraus. In Wirklichkeit ist die Schimmelbildung jedoch in erster Linie auf ungünstige Umweltbedingungen zurückzuführen, wie unzureichende Belüftung, hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturunterschiede, die zur Kondensation führen.

Prinzipiell treten Schimmelpilzbeläge nur dann auf, wenn drei Faktoren erfüllt sind:

  • Hohe Feuchtigkeit mit geringer Luftbewegung, z. B. in Bädern, Duschen, Küchen etc.
  • Wärme
  • Nahrung in Form organischer Ablagerungen, z. B. Rückstände von Seife, Shampoo, Duschgel, Badezusatz, Kochdunst usw.

 

 

Zu einer mit Pilzsporen (aspergillus niger) versehenen Nährlösung in einer Glasschale wurden nicht fungizid ausgerüstete Silikon-Dichtmassen und verschiedene, fungizid ausgerüstete PCI Silikondichtmassen-Typen gegeben. Nach fünftägiger Einlagerung im Wärmeschrank zeigte sich folgendes:

 

Schimmelpilzsporen-Silcoferm-fungizid-aspect-ratio-232-232
Verschiedene Silikon-Typen, fungizid ausgerüstet, zeigen deutlich, dass sich die Pilze nicht auf der elastischen Dichtmasse festgesetzt haben. Es bildet sich ein „Hemmhof“, d. h. ein Bereich, in dem sich keine Schimmelpilzsporen ansiedeln können.
Schimmelpilzsporen-Silcoferm-nicht-funigzid-aspect-ratio-232-232
Verschiedene nicht fungizid ausgerüstete Silikon-Dichtmassen zeigen deutlichen Pilzbefall
Was kann der Hersteller von Silikon-Dichtmassen gegen Schimmelpilzbildung tun?

Was kann der Hersteller von Silikon-Dichtmassen gegen Schimmelpilzbildung tun?

Der Hersteller von Silikon-Dichtmassen – verantwortlich für das Produkt – und der Verlegebetrieb – verantwortlich für das elastische Verfugen – schaffen alle Voraussetzungen, um Schimmelpilzbeläge zu vermeiden.

Die Mehrzahl der auf dem Markt befindlichen elastischen Dichtmassen enthalten fungizide ( = pilztötende) Zusätze. Diese befinden sich in allen Silikon-Typen. Die fungiziden Zusätze zerstören den Schimmelpilz. Durch das Eindringen des ersten Keimfadens in die elastische Dichtmasse wird das Fungizid aufgenommen. Es zerstört den Pilz direkt in der Zelle.

Eine Dauerwirkung durch die eingesetzten Zusätze kann nicht vorausgesetzt werden, da solche Schutzmittel ausgewaschen werden bzw. durch ihre Wirkungsweise selbst (Verbrauch durch Aufnahme) an Wirksamkeit verlieren.

Eine Langzeitwirkung könnte mit hochtoxischen Chemikalien (z. B. giftigen Arsen- oder Quecksilberverbindungen) erzielt werden, jedoch verbietet die ökologische und gesundheitsorientierte Verantwortung des Herstellers diesen Schritt.

Deswegen wägt PCI zwischen fungizider Wirksamkeit und physiologischer Unbedenklichkeit für Verarbeiter und Endverbraucher ab und setzt entsprechend die Zusatzstoffe in ausgewogenem Maße ein.

Präventionsmaßnahmen für Hausbesitzer und Mieter

In der Praxis treten immer wieder Mutationen von Schimmelpilz-Gattungen auf, die resistent gegen die eingesetzten Fungizide sind. Dies bedeutet, dass Pilze, die zuvor auf ein bestimmtes Mittel ansprachen, im Laufe der Zeit widerstandsfähig werden können, ähnlich wie es bei vielen Schädlingsbekämpfungsmitteln beobachtet wird. Um der Schimmelpilzbildung bereits im Frühstadium entgegenzuwirken, ist es entscheidend, den Sporen keine Möglichkeit zum Wachstum zu bieten.

Eine  regelmäßige Reinigung der dauerelastischen Fugen ist unerlässlich. Nach dem Baden oder Duschen sollte die Fuge kurz mit der Brause abgespült und anschließend mit einem Tuch trocken gerieben werden. Diese Maßnahmen minimieren die Bildung von Myzelien erheblich.

In gut belüfteten Räumen wird die Schimmelpilzbildung generell deutlich reduziert.

Sollte die dauerelastische Dichtmasse bereits einen leichten Oberflächenbefall aufweisen, können diese Myzelien mit Reinigern, die Chlorbleichlauge enthalten, entfernt werden. Handelsübliche chlorbleichlaugehaltige Reiniger sind hierfür geeignet.

Eine regelmäßige Wiederholung dieses Reinigungsprozesses (ca. alle 2 bis 3 Monate) kann dauerhaft weiteren Pilzbefall verhindern, vorausgesetzt, die oben genannten Vorgehensweisen werden ebenfalls eingehalten. Sollte die dauerelastische Dichtmasse bereits so stark befallen sein, dass sich sichtbare Myzelien gebildet haben, ist es ratsam, die betroffenen Bereiche gründlich zu reinigen und gegebenenfalls die Dichtmasse zu ersetzen, um eine vollständige Sanierung zu gewährleisten.

 

Zurück zur Übersicht
Fragen zum Artikel und Feedback? Schreiben Sie einen Kommentar!