Markus Maier
Markus Maier
16. April 2024
Verlegearbeiten in Schwimmbädern

Die Verlegung von Keramik in Schwimmbädern zählt zu den anspruchsvollsten Aufgaben im Gewerk des Fliesenlegers. Neben den unterschiedlichsten Formen bei diesen hochbeanspruchten Konstruktionen sind auch konstruktive Details wie Durchdringungen, mechanische Belastungen aber auch die Wasserqualität bereits bei der Planung zu beachten. Mit der richtigen Kombination aus Planung, Materialeinsatz und fachgerechter Ausführung lassen sich technisch wie optisch ansprechende Bauvorhaben realisieren.

Betonkörper

Der Beton muss den Gütebestimmungen der DIN 1045 Teil 1
und 2 entsprechen.

Gemäß dem DGfdB-Merkblatt 25.04. „Schwimm- und Badbecken aus Stahlbeton“, dem ZDB-Merkblatt „Schwimmbadbau“ und der DIN 18535-3 „Abdichtung von Behältern und Becken – Teil 3: Abdichtung mit flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen“,
AIV-F, ist die Belegereife von Stahlbetonbecken nach 6 Monaten gegeben.

Einbauteile bzw. Durchdringungen sind mit Klebeflanschen zu versehen, damit eine sichere Anbindung der Verbundabdichtung gewährleistet werden kann. Mantelrohre mit Mitteldichtungsring stellen eine weitere Option für das Abdichten von Einbauteilen dar.

Vor den Verlegearbeiten ist die Betonoberfläche mechanisch vorzubehandeln, um ein kapillaroffenes, verbundfähiges, ausreichend festes Betongefüge zu erzielen. Dies kann beispielsweise mit festen Strahlmitteln (Sandstrahlen) oder durch Höchstdruckwasserstahlen erfolgen.

 

Betonkörper
Beckenkopfsysteme

Beckenkopfsysteme

Unterschieden wird nach:

  • Tiefliegenden Beckenkopfsystemen (z. B. Bamberger Rinne oder Wiesbadener Rinne, tiefliegend).
  • Hochliegenden Beckenkopfsystemen (z. B. Berlin, Finnland, Zürich oder Wiesbaden Stil, hochliegend). Hierbei liegt der Wasserspiegel des Beckens auf gleichem Niveau mit der Keramik des Beckenumganges. Vorteile bei diesen Systemen sind z. B. ein besserer Ausblick des Schwimmenden, ein
    kontinuierlicher Wasserüberlauf sowie nichtreflektierende Wellen,
    wodurch eine ruhigere Wasseroberfläche entsteht. Geschätzt wird dies vor allem von Schwimmsportlern, seitdem das erste Becken mit hochliegendem Wasserspiegel 1972 bei den olympischen Spielen in München zu einer Weltrekordflut führte.
  • Therapiebecken (z. B. Typ St. Moritz). Hierbei wird es über
    Betonaufkantungen dem Betreuungspersonal ermöglicht, dem Patienten Hilfestellung zu geben.

Beckenkopfvarianten

Ein entscheidender Detailpunkt, gerade bei hochliegendem Wasserspiegel, ist der kapillarbrechende Verguss aus Epoxidharz im Beckenkopfbereich. Der kapillarbrechende Verguss muss bündig mit der Oberkante der Überlaufrinne bzw. des Formteiles ausgeführt werden.

Dadurch kann kein Wasser infolge hydrostatischen Drucks in den Beckenumgang gelangen. Fehlt der kapillarbrechende Verguss, gelangt Wasser in die Unterkonstruktion des Beckenumganges, so dass dieser ständig durchfeuchtet wird (Prinzip der kommunizierenden Röhren).
Sinnvollerweise sollte man die Rinnensteine dann auch mit einem Epoxidharzmörtel verfugen.

Das „überfließende“ Wasser tropft bei fehlendem Verguss entweder in das Untergeschoss oder löst Kalk und Alkalisilikate aus dem Verlegemörtel der Fliesen des Beckenumganges und transportiert diese mit der Zeit über die Kapillarporen der Fugen auf die Belagsoberfläche. Unansehnliche Kalk- und Silikatabscheidungen sind
die Folge.

Beckenkopfvarianten
Verbundabdichtung

Verbundabdichtung

Der Nachweis der Verwendbarkeit des Systems Abdichtung-Fliese wird durch Prüfungen nach den „Prüfgrundsätzen für flüssig zu verarbeitende Abdichtungsstoffe im Verbund mit Fliesen- und Plattenbelägen PG-AIV-F“ erbracht und durch das „abP-Allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnis“ dokumentiert.

In diesem abP werden neben der Abdichtung selbst alle weiteren Systembestandteile (z. B. Dichtbänder, Dichtmanschetten usw.) wie auch die zugehörigen Verlegewerkstoffe aufgeführt.

Das ZDB-Merkblatt „Schwimmbadbau – Hinweise für die Planung und Ausführung keramischer Beläge im Schwimmbadbau“ macht darauf aufmerksam, dass auch bei WU-Betonbecken eine zusätzliche Abdichtung zur Vorbeugung gegen Ausblühungen und ggf. Schädigungen des Untergrundes insbesondere bei aggressivem Badewasser erforderlich sein kann.

Bereits in der Planungsphase muss man sich mit der Wasserqualität auseinandersetzen. Je nach pH-Wert, Wasserhärte, Salzgehalt etc. können zementäre Systeme an ihre Grenzen stoßen, so dass der Einsatz von zweikomponentigen Reaktionsharzsystemen erforderlich wird. Eine Entscheidung darüber ist nur nach Analysedaten des Beckenwassers möglich.

Verlegung / Verfugung

Nicht nur Fliesenkleber sondern auch Fugenmörtel müssen beständig sein sowohl gegen das Beckenwasser (Trinkwasser, Thermalwasser, Sole etc.) als auch gegen Chemikalien, die zur Wasseraufbereitung und Sicherstellung der Hygiene nötig sind.

Für die Verlegung ist ein im System geprüfter Verlegemörtel zu wählen. Auf eine möglichst hohlraumfreie Verlegung im kombinierten Verfahren ist besonders Wert zu legen.

 

Verlegung / Verfugung

Bitte beachten Sie,...

… das dieser Blogbeitrag nur einen groben Einblick in die Kunst der Verlegung in Schwimmbecken geben kann. Gerne unterstützen wir Sie bereits in der Planungsphase Ihres Bauvorhabens vor Ort. Nehmen Sie hierzu mit dem regionalen Fachberater (PCI-Fachberatersuche) oder der techn. Hotline (0821 / 5901 – 171) Kontakt auf.

 

PCI-Themenwoche

PCI-Themenwoche

Sind Sie an einem detaillierten und spannenden Seminar zum Thema „Schwimmbad“ interessiert? Dann können Sie sich hier die vergangene PCI-Themenwoche ansehen.

 

Zurück zur Übersicht
Fragen zum Artikel und Feedback? Schreiben Sie einen Kommentar!